Ludger Pfanz

 

Terminbeschreibung: montags

Zeit: 15–17 Uhr

Beginn: 30.10.2017

Ort: Blauer Salon

 

 

Ausgesprochen viele aktuelle Spielfilme thematisieren und problematisieren in ihrer Narration die „Identität“ ihrer Hauptfiguren. Die Helden solcher „Mindfuck-Filme“ sind also überzufällig oft Subjekte,  deren „Identisch-Sein-mit-sich-selbst“ das Produkt eines Traumas und psychotischer Halluzinationen oder der Effekt virtueller Realitäten und der Simulation von Wirklichkeit(en) ist. Vielen der entsprechenden inhaltlich ausgerichteten Filmen ist aber nicht nur diese Thematisierung und Problematisierung der Identität der Hauptfiguren gemeinsam,  sondern zugleich eine besondere Struktur der Narration.

 

Das Sujet kommt in all diesen Filmen seiner Aufgabe der Wissensvermittlung in höchstem Maße ‚unzuverlässig' nach und steht in einem krassen Missverhältnis zu dem was eigentlich passiert (Fabula). Dieses Missverhältnis beruht auf Auslassungen des ‚wirklichen' Geschehens im Sujet,  einer zeitlicher Non-Linearität des Gezeigten (Flashbacks,  Antizipationen) und vor allem: der Präsentation der Narration aus der verzerrten Perspektive des Helden. Dies führt dazu,  dass der Zuschauer Zusammenhänge konstruiert,  welche sich erst am Ende,  wenn die ganze Geschichte rekonstruierbar wird,  als falsch herausstellen.

 

In „Mindfuck-Filmen“ mit Bezug zur Identitätsthematik ist die „Auflösung“ allerdings keine „Problemlösung“,  vielmehr wird die bisher erzählte Geschichte (Exposition und Konflikt) ‚aufgelöst' in einem anderen Sinne,  jenem der Dekonstruktion: Exposition und Konflikt erweisen sich als Ablenkung von dem eigentlichen Problem,  als eine Sinnverschiebung,  welche in der verzerrten Wahrnehmung der Hauptfigur begründet ist.