PROF. ANDREI UJICA
Terminbeschreibung: mittwochs, 15.11, 06.12, 24.01, 07. 02
Zeit: 10–14 Uhr
Beginn: 15.11.2017
Ende: 07.02.2018
Fortsetzung des gleichnamigen Seminars aus dem letzten Semester, das um die Entstehung eines neuen Filmprojektes kreiste und mit folgendem Text angekündigt wurde: „Mit der Erfindung der Zelluloidfilmkamera 1895 in den Lumière-Werken in Lyon bekam das Zeitalter der Globalisierung endlich das passende technische Aufzeichnungsmedium. Auguste und Louis Lumière, die bekanntlich begabte Geschäftsmänner waren, haben die Handlungsreisenden ihres Produkts im Doppelumgang mit dem Apparat, der zugleich Kamera und Projektor war, geschult und sie dann um die Welt geschickt. Diese haben in den Hauptstädten der Welt vor Ort gefilmt, die Bilder anschließend an bevorzugten Treffpunkten zahlkräftigen Klientels, in Cafés oder Theatern, projiziert und somit das Gerät beworben. So kommt es, dass schon 1897 erdumspannend Filmzeugnisse vorlagen, die sich durch die allerorts verkauften Kameras rasant vermehrten und den Grundstein zum filmischen Gedächtnis der Welt legten. Ich möchte mich diesen Bildern zuwenden und daraus einen Film des ausklingenden 19. Jahrhunderts entstehen lassen. Es gibt dafür einen literarischen Ausgangspunkt, und zwar Jules Vernes Erfolgsroman über die Globalisierung Le Tour du Monde en Quatre-Vingts Jours aus dem Jahr 1874. Phileas Fogg wird hierbei 20 Jahre danach seine berühmte Reise in Begleitung seines inzwischen erwachsenen Sohnes wiederholen. Aus der Praxis heraus zu einem Denker der Lebensverhältnisse herangereift, will er nun seinen Junior die Weltumrundung als philosophische Lektion, durch zugleich unmittelbares wie kommentiertes Erlebnis, erfahren lassen. Anders gesagt, soll die Jules Verne-Vorlage von einem Abenteuer- in einen Erziehungsroman umgewandelt werden. Der Film wird ausschließlich aus Bildern, die zwischen 1895 und 1899 entlang der Reiseroute aus Le Tour du Monde en Quatre-Vingts Jours von Lumière- bzw. lokalen Kameramännern aufgenommen wurden, nach einer eigens über Jahre entwickelten Methode zusammengesetzt. Die Szenen mit den Schauspielern, die Phileas Fogg und seinen Sohn verkörpern, werden vor einem Green Screen gedreht und nachträglich in diese Bilder inseriert. Die Fiktion wird in die Leerstellen des historischen Dokuments eingefügt und damit tauschen in diesem als Neuen Montagefilm genannten Filmgenre der Primär- und der Sekundärdiskurs ihre Plätze.“ Diese Veranstaltung ist zugleich als reguläres Seminar, wie auch als Diplomandenkolloquium anzusehen.